Sonntag, 7. Oktober 2018

Darßer Ort ::: Mit dem Foto-Ranger auf Rotwild-Pirsch

Fischland-Darß-Zingst im Herbst

Auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst liegen große Teile des Nationalparkes "Vorpommersche Boddenlandschaft". Gerade im frühen Herbst ist die Halbinsel ein lohnenswertes Ziel für Naturfotografen. Die Kraniche rasten in großer Zahl im Nationalpark und die Hirschbrunft ist im vollen Gange.
Für mich bietet sich der Ort Zingst als ideales Urlaubsquatier an; der Campingplatz "Am Freesenbruch" bietet alles was mein Camperherz begehrt und der Ort selbst bietet dem fotografierenden Urlauber ein reichhaltiges Angebot; Vorträge und Ausstellungen bedeutender Fotografen, einen Verleihservice von Fotozubehör und eine Lage zwischen Ostsee und Bodden mit Blick auf die Insel Kirr.

Hirsch in der Morgendämmerung
Hirsch auf einer Düne

Fotoworkshop am Darßer Ort

Im diesen Jahr wollte ich die Brunft der Hirsche fotografieren bzw. es zumindest versuchen. Dafür habe ich schon im Mai den Workshop:
"Fotoexkursion - Mit dem Foto-Ranger auf Rotwild-Pirsch" der Fotoschule Zingst für 59,00€ gebucht. Der Workshop fand am 01.+02.10.2018 statt und war der letzte in diesem Jahr.
Über den Workshop möchte ich berichten und mein persönliches Fazit ziehen.



Fotoexkursion - Mit dem Foto-Ranger auf Rotwild-Pirsch

Ablauf 1. Tag:

Der Workshop bestand aus einer Abendveranstaltung im Max-Hünten-Haus in Zingst und der eigentlichen Fotopirsch am Darßer Ort.


Max-Hünten-Haus in Zingst
Max-Hünten-Haus
Am 01.10. um 16:00 Uhr trafen sich die Teilnehmer (ca 10) und der Workshopleiter Klaus-Herbert Schröter im Max-Hünten-Haus und es begann der theoretische Teil.
Klaus war früher lange Jahre Revierförster auf dem Darß bzw. Zingst und jagd mittlerweile mit der Kamera und leitet Workshops.

Zunächst ging es um die geeigneten Kameraeinstellungen. Für den mäßig erfahrenen Naturfotografen war da wenig Neues dabei. Außerdem stellte Klaus die Entwicklung der Halbinsel vor und zeigte einige seiner Bilder.
Natürlich ging es auch um den Ablauf des praktischen Teils am nächsten Tag.
Fragen stellen konnten die Teilnehmer natürlich auch.

Die wichtigsten Erkenntnisse für mich: Ein lichtstarkes Objektiv mit viel Brennweite erhöhen die Chance auf gute Bilder. Außerdem ist ein stabiles Stativ nötig und eine Kamera mit gutem Autofokus und einer guten ISO-Leistung. Außerdem empfiehlt Klaus einen Drahtauslöser zu nutzen.

Wichtig für Interessenten: Im Max-Hünten-Haus könnt ihr Euch lange Teleobjektive und Stative leihen! Für den Workshop sogar kostenlos. Da relativiert sich auch die Teilnahmegebühr. Ein Olympus 300/4 kostet normalerweise 35€ pro Tag (Stand Oktober 2018).

Fazit 1. Tag: 

Da ich meine Fotoausrüstung beisammen habe und auch mit den Kameraeinstellungen klar komme, war der Mehrwert für mich überschaubar.
Trotzdem waren die zwei Stunden kurzweilig und es hat mir Spaß gemacht mit gleichgesinnten Fotobegeisterten beisammen zu sein. Die von Klaus präsentierten Bilder waren motivierend.

Ablauf 2. Tag

Früh um 5:00 Uhr trafen wir uns am Max-Hünten-Haus. Mit dem Rad war ich vom Campingplatz flott dort.
Mit einem Kleinbus und einem Pkw ging es bis zum Parkplatz am Campingplatz in Prerow und von dort zu Fuß weiter zum Gebiet am Darßer Ort. Dort kamen wir gegen sechs Uhr an. Außer etwas Mondlicht gab es kein weiteres Licht. Es war noch trocken und der Wind wehte frisch.
In der Dunkelheit erreichten wir den vom Foto-Ranger ausgewählten Platz. Künstliches Licht war nicht erlaubt. Der Zusammenbau des Fotogerätes erfolgte bei Mondlicht. Also sollte das Objektiv schon an der Kamera sein und der Mechanismus zur Befestigung am Stativkopf bekannt sein. Einige Kollegen hatten da schon ihre Schwierigkeiten.
Klaus hatte eine Stelle ausgewählt (natürlich am Wanderweg durch die Kernzone und keinesfalls in der Kernzone des Nationalparks) von der wir eine gute Sicht auf eine Düne hatten auf die sich ein Hirsch zeigen sollte.
Der Dünenkamm zeichnete sich gegen den schon hellen Himmel ab, so dass ich manuell auf den Kamm scharf stellen konnte. Für den Autofokus war es zunächst noch zu dunkel. Das ging aber auch den Kollegen mit ihren Vollformatboliden so.
Um uns herum konnten wir das Röhren der Hirsche gut hören.
Ich hatte übrigens meine Olympus OM-D E-M1.1 und das m.Zuiko 300/4 montiert (ergibt 600mm an KB). Auf die E-M 10 hatte ich das 12-40 montiert um ggf. die Landschaft zu fotografieren. (Die folgenden Angaben zur Brennweite entsprechen immer der eigentlichen Brennweite des Objektives ggf. mit Konverter. Um den Vergleich zu Kleinbild zu haben, bitte mal zwei nehmen.)
Auf den Telekonverter hatte ich in der Dunkelheit verzichtet.


Morgendämmerung

Für solche Situationen empfehle ich den Autofokus vom Auslöseknopf zu entkoppeln und auf eine separate Taste der Kamera zu legen.

Und dann hieß es warten. Aber nicht lang. Schon nach kurzer Zeit zeigte sich ein Hirsch auf der Düne. Froh waren die Fotografen die es hinbekommen hatten auf den Dünenkamm scharf zustellen. Das Tier zeigte sich nur kurze Zeit. Die Kamera sollte also schon fertig eingestellt sein.

Da war er er erwartete Hirsch. Aufnahemdaten: MFT-Sensor, 300mm, f/4, 1/100 Sek., ISO 3200
Das ging ja schon mal gut los. Das Bild oben ist übrigens unbeschnitten und entstand um 06:44. Und dann passierte nichts mehr. Auf der Düne ließ sich kein Hirsch und auch keine Hirschkuh blicken...

Irgendwann zeigte sich ein Hirsch mit seinem Kahlwild etwas weiter entfernt in Richtung Nothafen. Mit meinen nicht so guten Augen konnte ich die Tiere allerdings nicht entdecken und auch nicht mit dem Teleobjektiv. Bei den Kollegen ratterte aber der Auslöser. Ein Fernglas wäre nicht schlecht gewesen. Das hatte ich aber nicht mitgenommen.

Ein Schauer Regen kam auch noch runter. Hut, dass ich eine Plastiktüte für Kamera und Objektiv dabei hatte.

Nachdem wir die Hoffnung aufgegeben hatten, dass sich noch mal ein Hirsch auf der Düne zeigen würde und die Zeit verging (für neun Uhr war das ende des Exkursion geplant) zerstreute sich die Gruppe entlang des Weges am Darßer Ort.

Einige hundert Meter weiter (für Ortskundige: noch hinter der ganz hohen Aussichtplattform) konnte ich zusammen mit einem anderen Fotografen dann doch noch ein Rudel Rotwild entdecken. Aber in großer Entfernung. Dort hatte ich auch schon einige Tage früher am Nachmittag ein Rudel beobachten können (hatte allerdings nur ein 150er dabei).
Gegen acht Uhr gelangen mir dort dann die nächsten Bilder (alle beschnitten).

Hirsch Kahlwind darß dünen ostsee
Hirsch mit Kahlwild; 300mm, f/4, 1/640sek, ISO 400

Röhrender Hirsch darß ostsee
Röhrender Hirsch; 300mm, f/4, 1/400sek, ISO 200

Hirsch röhrt Hirschbrunft olympus
Er röhrt wieder; 420mm, f/5.6, 1/200sek, ISO250

Hirschkuh rotwild darß
Hirschkuh; 420mm, f/5.6, 1/250sek, ISO 640

Knackscharf sind die Bilder nicht geworden. Ich hatte aber auch nicht den Tipp befolgt den Kabelauslöser zu nutzen (vergessen) und die Entfernung war relativ groß. Ich schätze so 250-300 Meter. Als Belegfoto reichen sie aus...

Nachdem ich einige Fotos gemacht hatte ging ich zurück zur ersten Position. Dort waren noch einige Kollegen und der Foto-Ranger zugange.
Ein Rudel Rotwild war unter einigen Bäumen zu sehen. Dort machte ich noch einige Bilder. Allerdings erschwerten hohes Gras und die Bäume das Fotografieren. Auch war die Entfernung recht hoch (schätze so 200 Meter).


Hirsch Kahlwild darß ostsee
Hirsch mit Kahlwild; 420mm, f/5.6, 1/160sek, ISO 400

Hirsch darß ostsee olympus
Hirsch vor Kiefern; 420mm, f/5.6, 1/160sek, ISO 400

Dann gingen wir zurück zum Treffpunkt. In dem Schilfgebiet beim Nothafen konnten wir keine Tiere mehr entdecken. Mittlerweile war es auch bewölkt und windig geworden.

Am Wanderweg konnten wir noch einen Buntspecht fotografieren, der minutenlang dort an einem morschen Ast hämmerte.

Buntspecht; 420mm, f/5.6, 1/125sek, ISO 1600

Um 10 Uhr waren wir wieder am Max-Hünten-Haus in Zingst

Fazit 2. Tag:

Mit der Ausbeute an Bildern bin ich nicht zufrieden. Nur die Bilder in der Morgendämmerung auf der Düne und der Specht sind einigermaßen zufriedenstellend.
Das Erleben des Sonnenaufgangs und auch das Beobachten der Hirsche durch das Teleobjektives waren aber ganz schön.

Mein Resümee des Fotoworkshops:

Ich war schon vor dem Workshop 2-3 Mal am Darßer Ort und konnte dort auch bei jedem Besuch Rotwild beobachten. Insofern hat mir der Workshop nichts gebracht, weil ich da auch nicht näher ans Wild herangekommen bin. Allerdings hatten wir aber auch Pech, weil bei den vorangegangenen Workshops die Fotoausbeute besser gewesen sein soll und das Wild hat sich den Fotografen aus kürzerer Entfernung gezeigt. Auch im Nationalpark gibt es kein Gelinggarantie. Das Wild ist eben..wild.

Profitiert habe ich vom Transfer mit dem Kleinbus von Zingst bis zum Parkplatz bei Prerow. Da unser eigener Camper auf dem Campingplatz steht hätte ich ansonsten mit dem Rad fahren müssen. Das ist zwar tagsüber kein Problem, aber nicht während der Dunkelheit.
Außerdem hat es Spaß gemacht, dass ich mich voll auf die Fotografie konzentrieren konnte und mich mit anderen Hobbyfotografen austauschen konnte. Beim nächsten "Wildlife-Shooting" gelingen mir unter Berücksichtigung der gemachten Erfahrungen bestimmt technisch bessere Fotos.
Insgesamt war es ein nettes Erlebnis zu einem angemessenen Preis.
Das nächste mal fahre ich aber wieder auf eigene Faust dorthin und dann eher am Nachmittag. Die Tiere (es gibt dort auch noch: Schwarzwild, Silberreiher, Seeadler, Schlangen, u.v.m.) bestimmen ja sowieso, ob es gut Fotomöglichkeiten gibt.

Empfehlen würde ich den Workshop allen, die sich am Darßer Ort nicht auskennen und mit einem Besuch zu Bildern kommen wollen. Außerdem sind die Tipps vom Foto-Ranger Klaus Schröter gerade für unerfahrenen (Teleobjektiv-)Fotografen hilfreich. Sehr wertvoll ist natürlich auch, sich Fotozubehör im Max-Hünten-Haus ausleihen zu können (geht auch ohne Workshop).

Auf jeden Fall ist ein Teleobjektiv nötig, um einigermaßen gute Bilder zu bekommen. Viele Fotografen nutzen ein 150-600er an Vollformat oder APS-C Sensor. MicroFourThirds (Olympus und Panasonic) ist hier natürlich aufgrund des Cropfaktors im Vorteil. Jedenfalls bei guten Lichtverhältnissen.

Und eine Bitte noch an alle Fotofreunde, die im Nationalpark fotografieren.
Auch ein noch so gutes Bild ist es nicht wert, die Natur zu beeinträchtigen!
Bitte haltet Euch an das Wegegebot. Rücksichtslose Fotografen, die in die Kernzone eindringen gefährden die Tier- und Pflanzenwelt und schädigen den Ruf aller Hobbyfotografen. Die Ranger sind schon nicht mehr gut auf die Fotografen zu sprechen.
Im Nationalpark ist der Mensch nur ein Gast!








2 Kommentare:

  1. Hallo, Michael!
    Genau diese Führung hatte ich 2013 gebucht, zu der Zeit noch für 49€! Damals hatte ich nur das PANA/Leica 100-300mm an der Panasonic G5. Trotzdem sind tolle Aufnahmen entstanden! Der Darß ist und beleibt sehenswert.

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  2. Hallo Thomas,

    der Darß ist auch für mich ein absoluter Hot Spot für Naturbegeisterte. Mein nächster Besuch dort wird zwar noch dauern ist aber fest eingeplant.
    Ab 2021 ist auch der Nothafen am Darßer Ort überflüssig und dann wird es dort noch mehr pure Natur geben.

    Viele Grüße
    Michael

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