Sonntag, 15. Oktober 2017

Kraniche auf der Zingst

Kraniche am Himmel

Ein paar schöne Urlaubstage an der Ostsee liegen hinter uns. Einige Tage haben wir mit der Beobachtung von Kranichen verbracht. Natürlich habe ich auch einige Bilder gemacht.
Kraniche sind die größten europäischen Zugvögel. Sie werden immerhin bis zu 115cm groß und ihre Flügelspannweite beträgt über zwei Meter. Im Frühling und im Herbst können wir sie in ihrer typischen Keilformation am Himmel beobachten und ihren trompetenartigen Ruf hören. Vorausgesetzt ihr wohnt unter einer ihrer Zugbahnen. Sie ziehen im Herbst von Nordosteuropa nach Südwesteuropa und im Frühling zurück. Auf ihrer Reise rasten sie auch an der Ostsee. Genauer gesagt in der Nordeutschen Boddenlandschaft. Dort gibt es seichte Gewässer die als Schlafplatz dienen und Getreidefelder zum satt fressen.
Die Vögel brüten hauptsächlich in Skandinavien und Russland. Aber auch in Deutschland gibt es etwa 8000 Brutpaare.
Von unseren Beobachtungsversuchen und meiner verwendeten Fototechnik handelt dieser Blogpost.

Kranichfamilie-den jungen Vögeln fehlen weiße und rote Flecken am Kopf


Kranichfamilie-den jungen Vögeln fehlen weiße und rote Flecken am Kopf

Kraniche fotografieren und beobachten - gar nicht so einfach

In der Region Zingst, Insel Bock, Rügen rasten im Herbst bis zu 70000 Vögel. Ein riesiger Erfolg für den Artenschutz. Galt der Kranich doch Ende der 1970er Jahre als sehr selten in Deutschland.
Und auf der Halbinsel Zingst wollten wir die Vögel beobachten. Am 10. Oktober trafen wir in Zingst (Ort) ein und bezogen unseren Stellplatz auf dem Campingplatz "Am Freesenbruch".
Die Insel Kirr liegt direkt im Bodden gegenüber dem Hafen von Zingst. Von der Hafenmauer sind es nur wenige Meter. Die Insel ist streng geschützt und ein Vogelparadies. Kühe halten das Gras kurz, damit die Insel nicht zuwächst.
Dort sollten abends jede Menge Kraniche einfliegen um dort zu übernachten.
Die Kraniche suchen in der Dämmerung ihre Schlafplätze auf und so standen wir pünktlich am Hafen und warteten. Am Horizont sahen wir auch Kraniche im Anflug. Doch sie landeten weit entfernt am westlichen Ende der Insel.
Und auch nicht so viele Kraniche wie erhofft.
Also gingen wir am Deich entlang nach Westen. Dort standen auch einige dutzend Vogelfreunde mit Spektiven und Ferngläsern. Außerdem gibt es dort zwei Beobachtungsplattformen und auch das Kranich-Infomobil stand dort.
Leider war es nun schon so dunkel, dass wir die Kraniche nur noch auf der Insel Kirr erahnen konnten. Auch mit Fernglas.
Das war also erst mal nix. Ich war doch sehr enttäuscht. Vor allem, weil das Wetter hervorragend war und der Wetterbericht für die folgenden Tage eher bescheiden war.
Allerdings hatte ich noch von zu Hause eine Kranich-Exkursion in den Nationlpark gebucht und war deshalb optimistisch, was die weiteren Beobachtungsmöglichkeiten angeht.

Kranichbeobachtungshütte
In der Hütte hat man einen guten Blick auf die Insel Kirr. Auf der Insel übernachten im Herbst Kraniche.



Multimedia-Vortrag mit Karsten Peter

Am 11. Oktober (Regenwetter) besuchten wir den Vortrag mit Bildern "Auf den Spuren des Kranichs" mit dem Kranichexperten Karsten Peter.
Dieser Vortrag ist eine absolute Empfehlung von mir für alle, die Kraniche beobachten und fotografieren möchten!
Dort haben wir den Grund dafür erfahren, warum nur so wenige Kraniche am Vorabend die Insel Kirr angeflogen haben. Es lag am verregneten Sommer. Deshalb hatte die Maisernte in der Region noch nicht stattgefunden. Auf den Maisäckern finden die Kraniche aber nach der Ernte reichlich Maiskörner. Ohne Maisernete keine Maiskörner und die Vögel fressen woanders oder starten gleich durch nach Spanien. Und wir haben noch mehr erfahren.
Auf dem Festland gibt es eine sogenannte Ablenkfütterung mit Weizen bei den Günzer Vogelwiesen, um die Vögel vom Wintergetreide fernzuhalten. Dort könnt ihr den Vögeln sehr nah kommen. Aber sobald der Mais geerntet wurde ziehen die Tiere diesen den Weizen vor.
Übrigens liegt die Fluchtdistanz der Kraniche bei etwa 200 Metern! Jedenfalls in Deutschland. Da hatte ich mit weniger gerechnet. Kraniche weichen Menschen aus. Autos erkennen sie aber nicht als Feinde.
Aber auch an diesem Tag haben wir keine Kraniche aus der Nähe sehen können.

Kranich-Exkursion zum Pramort mit der Kutsche

Schon von zu Hause hatte ich die Kranich-Exkursion zum Pramort am 12.10. 17 gebucht. Die wenigen Karten sind rasch vergriffen, so dass ich zu einer Buchung schon vor der Reise rate.
Der Beobachtungspunkt "Pramort" befindet sich am östlichen Ende der Halbinsel Zingst. Mitten im Nationalpark. Nur etwa 80 Besucher haben pro Tag Zutritt um die Vögel an ihrem Schlafplatz nicht zu stören. Die letzten acht Kilometer vom Kontrollpunkt könnt ihr nur ohne motorisierten Antrieb zurück legen.
Wir haben also die Komfortvariante gewählt; Anfahrt mit Taxi und Pferdekutsche und sachkundiger Führung.
Nun hofften wir aber endlich auf Kraniche live und in Farbe.
Bis zum Eintreffen der Kraniche wanderten wir zur Hohen Düne. Unterwegs konnten wir viele Hirsche sehen, aber auch Damwild. Außerdem einen Fuchs, Silberreiher und noch einige Tiere und Pflanzen und natürlich die herrliche Aussicht von der Aussichtsplattform auf den Naturstrand und die Ostsee. Dort waren wir auch schon im Vorjahr. Aber nicht im Herbst.
Und dann endlich flogen die Kraniche ein. Wir suchten die Beobachtungshütten auf und genossen das Schauspiel. Welle um Welle flog ein und landete am Schlafplatz. Von überall her hallten die trompetenartigen Rufe der großen Vögel.
Hirsche und Wildschweine liefen durch das seichte Wasser an den Kranichen vorbei. Wahrscheinlich spürten sie das nahende Unwetter und suchten Schutz im Wald. Tausende von Kranichen versammelten sich auf den Wiesen und im Flachwasser. Allerdings wurde es rasche dunkler. Die Wolken am Himmel waren auch nicht gerade günstig zum Fotos machen.
Ich hatte mein Olympus OM-D E-M 1 mit dem 40-150/2.8 und dem Telekonverter 1.4 dabei. So hatte ich -umgerechnet auf Kleinbild- eine Brennweite von 420mm zur Verfügung bei einer größten Blende von f/4.
Mit 420mm waren Flugaufnahmen auf größerer Entfernung möglich und auch Bilder der Tiere am Schlafort. Mit der ISO bin ich bis auf 6400 gegangen.
Mit der Fotoausbeute war ich nicht so zufrieden, aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis.

Nationalparkhütte
In dem Haus ist eine Ausstellung über die Geschichte der Sundischen Wiese. Dort ist auch der Zugang zum Nationalpark

Kraniche Schlafplatz
Die ersten Kraniche sind am Schlafplatz eingetroffen. Im flachen Wasser sind sie sicher vor Fressfeinden.

Die Kraniche fliegen in der Dämmerung zu ihrem Schlafplatz
Die Kraniche fliegen in der Dämmerung zu ihrem Schlafplatz

Ein Hirsch durchquert das seichte Gewässer. Die Kraniche lassen sich nicht stören.
Ein Hirsch durchquert das seichte Gewässer. Die Kraniche lassen sich nicht stören.

Kraniche beim Anflug
Kraniche beim Anflug

Mit dem Schiff zu den Kranichen

Am 13.10.2017 sind wir dann mit dem Schiff zum Ostende des Zingst gefahren um den Anflug der Kraniche zu beobachten. Es gab wieder einen Vortrag von Karsten Peter, den wir aber schon von vor zwei Tagen kannten.
Herr Peter arbeitet übrigens für die Kranichschutz Deutschland gGmbH. Der wichtigste Sponsor Lufhansa ist ohne Vorankündigung abgesprungen und so sucht die gemeinnützige GmbH dringend neue Unterstützer. Jede Spende ist wichtig!
Für diesen Tag hatte ich mir im Max-Hünten-Haus in Zingst das Olympus 300/4 Supertele ausgeliehen. Eine Traumlinse mit einer Brennweite die 600mm an Kleinbild entspricht.
Wir verbrachten die gesamte Fahrt auf dem Sonnendeck. Nach etwa 2 Stunden Fahrt hatten wir das Ziel erreicht und kreuzten im Bodden vor Pramort.
Das Licht war prima. Etwas bewölkt, aber die Sonne kam immer wieder durch. Und vor allem kein Regen. Und dann kam Welle um Welle. Tausende Kraniche flogen über und neben unserem Schiff vorbei. Alle Menschen fanden einen guten Beobachtungsplatz auf dem Oberdeck. Etwa einen eine halbe Stunde oder mehr konnten wir die Vögel beim Anflug auf die Schlafplätze beobachten. Immer wieder tauchten am Horizont die charakteristische Keilform auf.
Mit dem Fernglas konnte ich auch die Landung am Pramort beobachten. Eine gelungene Schiffsfahrt.
Mit der Bildausbeute war ich ganz zufrieden. Erst jetzt am großen Bildschirm sehe ich, dass 1/400 Sekunde Belichtungszeit noch etwas lang ist. Die Bilder könnten schärfer sein.
Meistens habe ich die ISO auf Automatik und den C-AF genutzt. Hat insgesamt gut geklappt.

Kraniche in der Luft
Kraniche in der Luft - Dabei sind zwei Jungvögel

Über 100 Kraniche im Anflug
Über 100 Kraniche im Anflug

Ein Kranich solo
Ein Kranich solo

Zwei Altvögel im Flug
Zwei Altvögel im Flug

Die Vögel nutzen den Windschatten des Vorfliegers
Die Vögel nutzen den Windschatten des Vorfliegers

Kraniche im Flug
Kraniche im Flug


Mit dem Auto zum Futterplatz

Am 14.10.17 fuhren wir dann wieder nach Hause. Wir wollten aber vorher versuchen die Kraniche am Futterplatz zu finden. Am 13.10. hatte die Maisernte angefangen. Eine Einheimische Taxifahrerin hatte uns geraten Richtung Fuhlendorf zu fahren und die Augen aufzuhalten.
Und wir hatten Glück. Auf einem Maisacker an der Straße konnten wir hunderte oder vielleicht auch Tausende von Vögeln beobachten. Es waren zwar einige hundert Meter Entfernung und die Luft diesig, aber es war trotzdem toll. Auch am Himmel waren Hunderte Vögel unterwegs.

Kraniche suchen auf einem abgeernteten Maisfeld nach Körnern
Kraniche suchen auf einem abgeernteten Maisfeld nach Körnern

Die Tier bleiben dicht beisammen
Die Tier bleiben dicht beisammen

Ein Teil der Kraniche hebt ab
Ein Teil der Kraniche hebt ab

Viele Hundert Vögel sind in der Luft
Viele Hundert Vögel sind in der Luft

Eine Kranichfamilie im Flug
Eine Kranichfamilie im Flug

Eine kleine Kranichgruppe
Eine kleine Kranichgruppe

Fazit:
-Die Beobachtung der Kraniche war ein großartiges Erlebnis
-Vorher einen Vortrag hören mit dem aktuellen Stand der Kranichrast ist ratsam
-Die Einheimischen haben gute Tipps
-Lichtstarke Objektive sind durch nichts zu ersetzen
-Erst ab 400mm Brennweite wird es fotografisch spannend

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